Die Seele streicheln …

Vor vielen Jahren begegnete sie mir. Eine starke Frau, Ende Dreißig, gut gehende Physiopraxis in München. Sie hatte aus erster Ehe zwei fast erwachsenen Söhne und wünschte sich jetzt in ihrer zweiten Ehe sehnlichst ein drittes Kind. Doch es wollte nicht klappen und Monat für Monat durchlebte sie Tage der Missstimmung, und Traurigkeit. Doch dann waren diese Trauertage wie von Zauberhand wieder verschwunden … Sie weihte mich in ihr Geheimnis ein: Jedes Mal, wenn ihre Blutung einsetzte, buk sie sich einen Gugelhupf, mit vielen Rosinen und Mandeln oben drauf. Dazu kochte sie einen Topf heiße Schokolade, tauchte das frische Hefegebäck ein und „streichelte“ sozusagen sich selbst. Dieser Gugelhupf war nur für sie und sie aß ihn über die kommenden Tage ganz auf. Dieses Ritual pflegte sie mehrere Monate, dann gab sie den Wunsch nach einem Kind auf – sie hatte andere Prioritäten für sich gefunden.

Als ich die vergangenen Tage eine Erkältungsphase durchlebte und meine Stimmung immer mehr in Richtung Keller abrutschte – erinnerte ich mich an Gugelhupf und heiße Schokolade. Ich konnte ganz deutlich diese Sehnsucht nach „Mama“ spüren, dieses Bedürfnis einfach nur gestreichelt zu werden – von innen. Und sicher kennen diesen Zustand alle Therapeutinnen und Therapeuten unter Euch:  man fühlt sich nicht wohl, glaubt dennoch funktionieren zu müssen und das allerletzte was jetzt erwünscht ist, sind gut gemeine Bemerkungen, wie: Du hast sicher alles zur Hand, was Dir helfen wird. – Du kennst Dich aus – Du weißt Bescheid – Bist sicher bald wieder obenauf. Logisch ja, aber im Augenblick nicht das richtige Remedy.

Die Seele streicheln ...

 

Hier für alle, die sich im Augenblick nach inneren Streicheleinheiten sehnen, ein diese Tage von mir entwickeltes „Starkes Brot“, der absolute Seelenstreichler, der keinen Anspruch auf „gesund“ erhebt:

Zutaten: 5 Eier, 150 gr. Butter, 2 Essl Sahnequark, 100 gr. Vollrohrroh-Puderzucker, 50 gr. Rosinen, 50 gr. Cashew gemahlen, 50 gr. Kichererbsenmehl, 50 gr. Kartoffelstärke, 150 gr. Dinkelmehl, 30 Tropfen ätherisches Zitronenöl, ½ Teel. Kardamom gem., ½ Teel. Ingwer gem., 1 Prise Salz

 

Eier trennen, in die Dotter den Quark, die sehr weiche Butter, Puderzucker und die Gewürze einrühren. Eischnee schlagen und unterrühren und dann langsam die Mehlsorten, Nüsse und Rosinen unterheben. In Kastenform füllen und bei 160 Grad eine Stunde backen. Wenn das starke Brot ausgekühlt ist, in dünne Scheiben schneiden, schmeckt gut zusammen mit Obstsalat oder einfach so.

Eine tröstende Begegnung mit der inneren Mama.